Journalismus online lernen
Dr. Katja Gußmann

Professorin

Wörter sind das halbe Leben – und mein ganzes Arbeitsleben. Ich feile an Formulierungen, bis sie auf den Punkt bringen, was zuvor nur vages Gefühl, flüchtiger Eindruck, unklarer Gedanke war. Genauso gerne haue ich in die Tasten und bringe flott zu Papier, was mir fröhlich durch den Kopf schießt. Umso lieber, wenn ich damit auch andere erfreuen kann. Was blieb mir in meinem Leben anderes übrig, als Journalistin zu werden? Zumal der andere Teil meiner Arbeit mir nicht weniger entgegen kommt: Ich darf meiner Neugier freien Lauf lassen, den Dingen auf den Grund gehen, unbequeme Fragen stellen. Und viele, viele interessante Menschen kennen lernen.

Heute freue ich mich, mein profundes Fachwissen an junge Menschen weitergeben zu dürfen. Als Professorin für Journalismus an der HMKW Frankfurt habe ich die Möglichkeit, mit meiner Erfahrung dem Nachwuchs ein hoffentlich stabiles Fundament für die Zukunft zu legen.

Jahrgang 65, habe ich in meiner schulischen Erziehung noch diskutierfreudige Lehrer erleben dürfen, bin an der Universität in Frankfurt den Spuren der 68er Generation gefolgt und all diese Eindrücke haben einen kritischen Geist geformt. Promoviert habe ich über brasilianische Großstadtliteratur, ermöglicht Dank Stipendien der Hessischen Graduiertenförderung und des DAAD, der mir ein Forschungsstipendium für São Paulo gab. Gekrönt wurde meine wissenschaftliche Arbeit vom “Iberoamerikapreis 2000” für meine Dissertation.

Meine journalistische Karriere begann in der dfv Mediengruppe. Schon während des Studiums schrieb ich für die gastronomischen Fachtitel und bereiste in ihrem Auftrag 1989 die neuen Bundesländer für einen Sonderteil. Die akribische Recherche habe ich in dieser Zeit und während des Volontariats im Anschluss an das Studium gelernt, auch das Nichtlockerlassen, wenn mein Gefühl mir sagt, in dieser Nische sitzt das große Thema.

Das sind die Grundpfeiler meiner journalistischen Arbeit geblieben, ganz gleich, ob ich für das Darmstädter Echo, das Journal Frankfurt, die Lebensmittel-Zeitung oder die Frankfurter Neue Presse arbeite. Für die FNP schrieb ich drei Jahre Lang eine Porträtserie über prominente Frankfurter “Der rote Faden”, die 2015 in ein Buch mündete. Womit ich wieder bei den Wörtern und dem Feilen wäre – und der Erkenntnis, dass ich, selbst, wenn ich für die Tageszeitung schreibe und bei dem kurzen Bericht anfange, beim großen Format lande. Porträt und Reportage sind meine Formate.